Ein aktueller „Kulturfund“ (Den Begriff entnehme ich der FSE Nr.52, S.6) ist die Auseinandersetzung mit dem Twitter-Tweet von Erika Steinbach (Deutschland 2030). Das sich anschließende Echo in den Print- und Sozialen Medien eignet sich sehr gut, um landeskundliche Lernprozesse in Gang zu setzen. Der in Deutschland bestehende gesellschaftliche Konflikt, ist auch auf andere DACH-Länder ausweitbar (exemplarisch). Der Kontext des Diskurses hat einen historischen Vorlauf, ist grenzüberschreitend, betrifft Deutschlerner als Besucher oder Migranten deutschsprachiger Länder direkt und offenbart differenzierte Denkmuster nicht nur in den deutschsprachigen Kulturen, sondern auch in den eigenen. Er fordert zur Stellungsnahme heraus und motiviert Hintergründe zu erfahren.
Gemeint ist folgender Tweet von Frau Steinbach https://twitter.com/SteinbachErika (über den auch noch einen Monat später diskutiert wird (Ergänzung 23.03.2016 -> „Ausgegraben: Der Ursprung des Steinbach-Bildes“.)
Quelle des getwitterten Bildes: https://pbs.twimg.com/media/CcOYwTdWEAAQ_l0.jpg:large
Landeskunde in dem Sinne verstanden als Kunst des Suchens und Fragens, des Nachfragens und Infragestellens (FSE Nr.52, S.10) findet hier ein lohnendes Objekt für projektorientiertes Arbeiten.
Mögliche Rechercheaufgaben und Fragen könnten sein:
Zur Person: Wer ist Frau S.? In welchen Diskursen wirkt sie oder hat sie mitgewirkt? Kann man ihr Denkmuster / ihre Wertorientierung beschreiben? Gibt es ähnliche Muster in anderen Diskursen?
Zum Bild: Bildbeschreibung, Aussage (Interpretation), In welcher Bildtradition steht das Bild? Mögliche Wirkung des Bildes auf unterschiedliche Identitäten, Welche Wertorientierung transportiert das Bild? Warum 2030?
Zeitpunkt des Erscheinens des Bildes: Bezug zu aktuellen Diskursen, mögliche erwartete und zu erwartende Wirkung zum Zeitpunkt des Erscheinens, Deutschland Atlas 2030 (Süddeutsche Zeitung), …
Öffentliche Wahrnehmung und Reaktion: Zeitung, Soziale Medien, Untersuchung der Twittermeldungen, Zahl der „Likes“ und „Retweets“, Wahrnehmung in der Gesellschaft (Interviews führen)
Kontext der Diskurse: „Überfremdung„: historisch (Sarrazin, oder noch früher), „Demographischer Wandel„: Zusammenfassung der aktuell wichtigsten Richtungen, erkennbare Denkmuster in den Diskursen,
Persönliche Perspektive: Perspektivwechsel, Identitäten ausprobieren, fiktive Auseinandersetzungen konstruieren, Rollenspiele, Verarbeitung in Kunst …
Und zum Abschluss die Reaktionen in Satiresendungen. Hier ein Beispiel von extra3 https://twitter.com/extra3
Quelle des Bildes: https://pbs.twimg.com/media/CcYJ2xbWAAABENV.jpg:large
Bildinterpretation, realer Hintergrund, Deutschland Atlas 2030 , Karten dazu, …
Produkte können Planspiele sein, mit festgelegten Rollen, um Diskussionen zu üben, Präsentationen on- und offline, Leserbriefe (Prüfungsvorbereitung), „Denkmusterlandkarten“ und vieles mehr.
Siehe auch den Artikel: Wer sind diese Deutschen?
P.S. Nachtrag vom 23.03.2016 -> Artikel auf SPIEGEL-ONLINE: „Deutschland 2030“: Das zeigt Erika Steinbachs Twitter-Foto wirklich