Twittern in DaF!?

Da ich gerade lese, dass die DaF Community auf ihrem nächsten  DaF-Treffen, Di, 5. Mai 2009 –  das Thema „Twitter im Unterricht?“ besprechen wird, habe ich mich entschlossen, einen seit drei Wochen in meinem Archiv schlummernden Artikel (Post) doch noch schnell zu beenden.

Ich bekenne, ich nutze seit einigen Wochen Twitter mit meinen Schülern. „Verführt“ wurde ich, wer sollte es anders sein, von Christian Spannagel, der mich auf dem letzten ZUM-Wiki-Treffen überredete: „Um das alles voll zu verstehen, muss man es ausprobieren.“ Ehrlich gesagt war ich sehr skeptisch. Was sollte ich mit 140 Zeichen und worüber sollten wir kommunizieren. Aber „Probieren geht über Studieren“ und so habe ich mir ein Twitter-Konto zugelegt.  Als Erstes nur mit den ZUM-Wiki-Twitterer und später auch mit vielen Unbekannten/ nun „Twitterbekannten“.

Mein erster Eindruck ist positiv. Ich bin auf einige interessante (aktuelle!) Links gestoßen, das EduCamp in Ilmenau konnte ich aus einer gewissen Nähe (Budapest war zu weit) verfolgen und auch einige neue Blog-Besucher sind durch meine Kurzmeldungen (Tweeds) dazu gekommen. Das alles macht auch noch Spaß und ist unverbindlich. Man hat das Gefühl, zu einer Gemeinschaft mit ähnlichen Interessen zu gehören. Meine Fragen, die ich über Twitter stellte, wurden teilweise sehr schnell beantwortet. Man kann sich einloggen, wann man will – schreiben oder auch nur lesen. Vielleicht das Wertvollste war, dass ich die Leute, die ich bei einem Seminar kennengelernt  oder mit denen ich online zusammengearbeitet habe, nicht gleich wieder „verliere“. Man hält den Kontakt und ist über ihre aktuellen Projekte informiert. Ich hätte nicht geglaubt, dass so eine persönliche Bindung (wenn auch oberflächlich) aufrecht erhalten bleibt. Wir kennen ja alle den Spruch „Aus den Augen, aus dem Sinn“ ….

Wie soll das mit DaF-Schülern funktionieren?

Spontan viel mir eine Unterrichtsidee ein, dass man in DaF gemeinsam mit den Schülern Cluster erstellen könnte Das Thema wird vorgegeben und Schüler antworten in Twitter. Danach werden gemeinsam die Kurztexte gelesen und ein gemeinsamer Text erstellt (z.B.: im Wiki)

Ehrlich gesagt habe ich es nicht ausprobiert und ich bin mir auch nicht mehr sicher, ob es eine gute Idee ist. Aber Twitter habe ich trotzdem den Lernern angeboten. Die waren anfänglich auch skeptisch. Der Twitter-Hype hat Ungarn noch nicht erfasst und leider funktioniert Twitter noch nicht auf den Mobiltelefonen meiner Schüler. Die Kosten wären zu hoch. Trotzdem habe ich eine freiwillige Twitter-Gruppe gebildet (12 von 20). Wir schreiben uns, je nach Bedarf, zurzeit nur spontan und eher selten Kurznachrichten (nur Internet). Dafür habe ich ein extra Konto eingerichtet. Wir versuchen  „unter uns zu bleiben“. Für die geschlossene Gruppe habe ich mich deshalb entschieden, weil ich das Tool und seine möglichen Gefahren noch zu wenig kenne. Den einen oder anderen „Mittwitterer“ musste ich aussperren.

Worüber twittern wir eigentlich? Meist nutze ich die 140 Zeichen für Organisatorisches (Projekte, Termine, auch Klassenarbeiten usw.) Ein wenig Privates auch, zum Beispiel was ich Ostern so gerade unternehme und was die Lerner gerade so machen. Natürlich alles Deutsch und auf die schon erwähnten 140 Zeichen komprimiert. Die Begrenztheit der Zeichen kann positiv wie auch negativ gesehen werden. Jedenfalls werden die Lerner gezwungen, sich kurz und passend auszudrücken. Spannend sind die Beiträge meiner Schüler. Zum Beispiel sollte als Hausaufgabe ein Text im Wiki verfasst werden (Lieblingsbuch). So nutzten einige Schüler Twitter um mich nach Problemen zu fragen (Formatierung, Inhalt). Auch eine interessante „Diskussion“ entwickelte sich spontan, als ich folgendes Video „twitterte“:

Darauf kam als Antwort von einer Schülerin dieser Film:

In der Stunde setzten wir die Diskussion dazu fort.

Was will ich damit sagen? Über Twitter hätten meine Schüler bis jetzt noch nicht nachgedacht. Erst die Anwendung führte dazu, dass sie sich mit Sinn oder Unsinn dieses Mediums auseinandersetzen. Medienkompetenz lernt man nur durch das eigene Handeln. Und wenn man sich darüber noch in einer Fremdsprache ausdrücken und austauschen kann, um so besser.

Also noch einmal zurück zu Herrn Spannagel:

„Um das alles voll zu verstehen, muss man es ausprobieren.“

Ich bin auf die Ergebnisse und Ideen des DaF-Treffens am Dienstag gespannt. Besonders würden mich weitere Szenarien für den Einsatz des Tools im DaF-Unterricht interessieren. Und freue mich auf neue Daf-Twitterer. Vielleicht können wir eine eigene Twitter-Gruppe „DaF“ bilden. Meine Twittermeldungen findet man hier im Blog auf der rechten Seite.

Twittername: landeskunde

Was man über Twitter wissen sollte:

Twitter (deutsch: Zwitschern) ist ein Microbloggingdienst. Er ähnelt einem Weblog, insofern jeder einzelne Teilnehmer zunächst unabhängig von anderen Beiträge verfasst. Das Besondere daran ist aber, dass pro Eintrag nur 140 Tastaturanschläge erlaubt sind.

Üblicherweise sind Accounts so eingestellt, dass jeder andere Twitterer sie lesen kann. Man kann seine Beiträge aber auch nur für Follower lesbar machen und kann darüber entscheiden, wer Follower werden darf.

aus: http://wiki.zum.de/Twitter

Twitter eignet sich ja besonders durch seine Position an der Schnittstelle von synchroner zu asynchroner Kommunikation. Zitat

Elektrischer Reporter: Microblogging

Weitere Links:

Autor: Ralf

Mein Name ist Ralf Klötzke. Zurzeit arbeite ich als Lehrer an einer ISS in Berlin und bin abgeordnete Lehrkraft am Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (LISUM). Nebenbei bin ich auch als selbstständiger Fortbildner tätig.

7 Kommentare zu „Twittern in DaF!?“

  1. Hallo Angelika,
    ich versuche mich heute einzuloggen. Vielleicht auch etwas später …
    Ich denke, wenn man über Twitter spricht, muss man zwei Dinge trennen.
    1.) Twitter im Unterricht benutze ich eher noch experimentell. Wie viele Web2.0-Tools muss auch Twitter erst sein Potenzial zeigen.
    2.) Von der Bedeutung von Twitter für uns DaF-Lehrer bin ich bereits überzeugt. Wir müssen es nur nutzen. Deshalb habe ich eine DaF-Twitter-Gruppe eingerichtet:
    http://twittgroups.com/group/daf-lehrer
    Hier kann man sich anmelden und die Nachrichten der anderen abonnieren.
    Auch eine Wiki-Seite zu diesem Thema mit eine Twitter-Liste zu DaF habe ich begonnen:
    http://wiki.zum.de/Twitter_in_DaF
    Warum?
    1.) Es entsteht ein lockeres Netzwerk über unsere Blogs hinaus.
    2.) Synchrone wie auch asynchrone Kommunikation ist über Twitter möglich.
    3.) Die Reichweite der eigenen Arbeit erhöht sich.
    4.) Kurze Link-Empfehlungen können ausgetauscht und weiterempfohlen werden.
    5.) Probleme, Fragen stellt man in Twitter ein, andere geben Antworten.
    6.) Persönliche Kontakte können über Projekte oder Treffen hinaus gepflegt werden.

    Vieles mehr könnte man noch nennen. Wichtig finde ich die Begriffe: VERNETZUNG, AUSTAUSCH von WISSEN und KONTAKTPFLEGE.

  2. Hallo,
    mit großem Interesse habe ich deinen Beitrag über Twitter gelesen und bin schon gespannt auf unsere Diskussion am kommenden Dienstag!
    So ähnlich, wie auch du auch deine Skepsis beschreibst, stehe ich noch immer zu twitter. Es würde mich sehr freuen, wenn du und oder auch andere zu unserer Diskussion am Dienstag in der Live-Online-DaF-Runde dazustoßen und mitdiskutieren und so auf interessante Einsatzmöglichkeiten stoßen.
    Vielleicht bis Dienstag!
    Angelika

  3. Danke für deine schnelle Reaktion. Zu einem späteren Zeitpunkt hatte ich das auch vor. Natürlich ist es schwer, die passenden Follower zu finden. 😉 Ich kann mir gut vorstellen, dass Deutschlerner weltweit miteinander twittern. Aber wo könnte man diese finden?
    Gruß Ralf

  4. Ich habe mit großer Freude gelesen, dass du dich für Twitter begeistern konntest. Das finde ich total schön!

    Versuch doch mal, mit deinen Lernenden aus dem „abgeschotteten“ Bereich „raus in die Freiheit“ zu gehen. Der richtige Motivationsschub für die Lernenden kommt erst, wenn sie auch Resonanz von außen bekommen. Das macht ja erst den richtigen Flow aus!

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